| guten tag |
09. Februar 04
guten tag! wir sind helden! begrüßt bandleaderin judith die am frühnachmittag bereits zahlreich versammelten überlebenden des ersten tages des fm4 frequency festivals 2003. ich kenne diese helden nicht, doch bevor noch das erste lied erklingt wird mir ob der menge an zuhörern bereits bewusst, dass ich mich auf einen besonderen auftritt vorbereiten kann. ein halbes jahr später ist die ganze familie vom heldenvirus infiziert, verlangen die kinder am rücksitz bei der fahrt in den kindergarten dressierte affen - ihr titel für müssen nur wollen - singt anna sogar die strophen mit oder stimmt samuel bei rüssel an schwanz in den refrain mit ein. was hat diese band, dass sie ganze generationen verbinden kann?
ganz ehrlich - bei bruce springsteen haben meine kids noch nie mitgesungen. geschweige denn meine frau. aber wir sind helden lassen uns alle rocken, flippen, singen, lachen.
war alles schon mal da. zickiger frauenrock marke neue deutsche welle. ideal, humpe, nena. stimmt, nur diesmal klingt es besser und die texte sind aberwitzig in ihrer poesie, extrem kritisch und doch immer mit einem lächeln hingepinselt. gleich die eröffnungnummer ist das so passt genau in dieses bild der neuen deutschen welle, geführt von keyboard und hämmernden garagendrums singt judith unverdrossen ist das so, ich meine muss das so, ich meine ist das so oder ist es vielleicht viel leichter (an dieser stelle versteht sam immer schweine muss das so).
spätestens bei rüssel an schwanz offenbart sich judiths lyrische genialität. all jene die sich noch erinnern mögen: hier erkenne ich beinahe eine verwandtschaft zur E.A.V. - die texte machen mehr als 50% des liedes aus - ich meine, wo hat man das schon ausser bei xavier naidoo *g* - die melodien sind locker und leicht darüber gelegt, einfach zu erlernen und nach wenigen versuchen mitzusingen. einmal abgesehen davon, dass man nie in judiths höhen vordringen wird - als mann - ausser vielleicht mit docs kopfstimme.
richtig groß geworden sind die helden mit guten tag. ohne plattenvertrag aber rotzfrech, fm4 2003 und im herbst dann schon ö3 - spätestens dann waren sie superstars, also nicht mehr hörenswert *g*.
aber die reklamation offenbart auch eine zweite seite. langsame, traurige lieder wie du erkennst mich nicht wieder das in einem energischen gitarrensolo endet, die zeit heilt alle wunder oder ausser dir. doch auch da trifft jede textzeile den ton und schaffen eigenartige betonungen völlig falsche erwartungen:
du bringst mich um,
du bringst mich um - schlaf und verstand.
für dich geb ich dem wahnsinn die hand
und rand und band zieht ohne mich aufs land
ich bin ausser dir - gar nicht hier ...
aber vorsicht: wie walter im herbst in der firma erfahren musste, sollte man die helden beim erstkonsum nicht nebenbei hören. sie erwarten vollste aufmerksamkeit, nur dann können sie ihr gesamtes unterhaltungspotential ausschöpfen ohne nervig zu klingen. die reklamation ist keine berieselungsmusik für zwischendurch, die platte rockt - zickig, aber sie rockt - und das keyboard und die drums hämmern einen grundrythmus daher der sich mit der frequenz von TFT bildschirmen nicht verträgt. irgendsoetwas muss es wohl gewesen sein, was walter an unserem geschmack zweifeln ließ, aber wir werden ihn auch noch bekehren.
-- kauf -- die reklamation
-- besuch -- wir sind helden