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| ein zeichen |

stell dir vor, 48% aller amerikaner haben jetzt die chance, sich für die wiederwahl george bushs zu entschuldigen. wer weiss, vielleicht haben sogar mehr die chance, wenn man all die zu den möglichen entschuldigern zählen will, die geglaubt haben kerry gewählt zu haben, nur um dann nicht gewertet oder bush zugerechnet zu werden. aber ganz egal - und wenn es nur 1 promille der amerikaner ist, das sich entschuldigt, so zeigt es doch, wie gespalten dieses land seit der machtübernahme des bushclans vor vier jahren ist.

schaut euch ein paar dieser entschuldigungen an, sind wirklich lustige und einfallsreiche auch dabei, und vergesst nicht die F.A.Q. seite zu lesen: sehr unterhaltsam.


| arafat |

was haben der israelische aussenminister schalom - interessanter name übrigens - und justizminister lapid gemeinsam? sie sind zwei von vielen israelis, die sich zum tode yassir arafats zu wort gemeldet haben und mit wenigen worten wieder einmal zum ausdruck gebracht haben, dass versöhnung und nächstenlieben doch nur leere worte in der bibel sind, die in der realen welt keinen platz haben. wie anders ist es zu erklären, dass man einem toten ins grab nachruft, ohne ihn werde der nahe osten eine bessere region werden, oder - wie lapid gar betont, wie sehr man arafat gehasst habe. friedensaktivisten - und deren gibt es in israel gar nicht so wenige, seit dem abgang simon peres' halt nur nicht in der regierung - orakeln schon, dass sich israel noch nach arafat sehen werde. mein spruch seit 1967: nix bessas kimmt ned nach!

was mich wieder auf den aussenminster bringt: dem kann man wahrscheinlich nicht einmal den frieden wünschen, weil - siehst du - der glaubt dann immer, du stotterst: schalom, schalom!


| verharmlosung |

futurezone.orf.at übt sich heute in verniedlichung

Nach einigen aktuellen Spielen ist nun auch das neue Album von U2, "How to Dismantle an Atomic Bomb", vor dem offiziellen Release in den Tauschbörsen aufgetaucht.

das klingt ja fast so, wie wenn u2s neuer release das erste album wäre, dem dieses schicksal widerfährt. dabei ist das in wirklichkeit doch gang und gebe. ich meine, da liegen doch sicherlich schon hunderte, ach was sag ich, tausende kopien der cd bei diversen medien herum, die das werk vorab beurteilen dürfen. und dann sind diese schreiberlinge sicherlich alle komplett davor gefeit, diese inhalte als mp3s in diversen tauschbörsen freizusetzen, oder? ja genau. was aber nichts dran ändert, dass wirklich gute musik auch in zukunft immer gekauft werden wird.


| auftakt nach maß |

ein startprogramm  mit drei heimspielen gegen western conference teams die allesamt weit höher einzustufen waren, als die mannschaft des rookie trainers marshall und doch sind die nba toronto raptors nach drei spielen noch immer ungeschlagen. dabei dachte ich schon dieser winter werde in ermangelung einer sinnvollen nhl saison und dank der schwachen raptors eher eine bescheidene in puncto american sports interesse werden. ich lass mich aber gerne vom gegenteil überzeugen.


| kerry vs bush |

nach einer durchwachten nacht habe ich nicht mehr als verwunderung für die menschen in ohio übrig. sie wählten den mann wieder ins amt des präsidenten dessen wirtschaftspolitik 225.000 menschen in der region den job gekostet hatte. aber sie waren nicht die einzigen verlierer in dieser wahlnacht. hier die liste meiner größten enttäuschungen in den letzten 24 stunden:

5. michaelmoore.com: spricht 18 stunden nach schließung der wahllokale noch immer von der verbleibenden zeit um wählen zu gehen.

4. john kerry: schickt seine anwälte in die wüste und gesteht ohne großes aufsehen seine niederlage ein.

3. exit polls: scheinen in amerika unter dem selben dilemma zu leiden wie befragungen in unseren breiten: keiner gibt mehr eine ehrliche antwort - wie sonst können die exit polls kerry in ohio und florida vorne sehen, wenn er dann doch verliert

2. der weltfriede: wird von bush wieder vier jahre mit füßen getreten werden und seine missachtung der uno wird uns wieder ein stück näher an das weltmacht szenario von huxleys brave new world heranführen.

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1. ted kennedy: feiert zum zweiten mal in vier jahren kurz nach dem ende der wahlen in den ersten oststaaten einen demokratischen präsidenten im cnn interview, nur um am ende wieder als verlierer dazustehen.


| us-wahl im orf |

Uswahl20041103_01
schlecht recherchiert ist auch verloren. und dabei zählt orf.at zu meinen beliebtesten österreichischen webseiten. aber hier hat wieder einmal jemand einen seltenen vogel abgeschossen. laut einer orf meldung machten gerüchte an der wallstreet die runde, dass kerry in den exit polls vorne liegt. und diese gerüchte kämen aus dem internet - unter anderem aus dem wohlbekannten drudge report ... nur leider verlinken die jungs vom orf zu drudge.com, einem schlauen menschen, der seine seite sehr ähnlich dem großen vorbild aufbaut, sie aber bescheiden drudge retort nennt: also das genaue gegenteil des drudgereports, nämlich "drudges scharfe erwiderung", und unschwer zu erkennen eine pro-kerry seite . schade eigentlich - jetzt für den orf, nicht für kerry.


| offen gesagt |

stell dir vor es ist allerheiligen und du stehst an einem grab, an dem du gerade vier tage zuvor jemanden beerdigt hast. schon ein ganz eigenartiges gefühl. normalerweise nutze ich diesen tag wirklich dazu, mich vor dem grab im stillen zwiegespräch mit den menschen auseinanderzusetzen, die ich doch glücklicherweise noch eine ganze weile erleben durfte, die sich aber beide schon vor jahren verabschiedet hatten. heuer kein dialog - heuer nur erinnerung an die beerdigung. so als ob ich einen film zum zweitenmal anschauen müsste, ein buch ein zweitesmal lesen müsste, um hinter alle details zu steigen.

und auch ganz besonders am heurigen allerheiligen tag: die einheitliche abendgestaltung aller familienmitglieder - jeder wollte um 2015 zuhause sein um fahrenheit 9/11 sehen zu können. und danach ein offen gesagt, von dem ich hoffe, dass es sich viele österreichische politiker - und besonders josef cap - angeschaut haben: da haben im grunde genommen nur auslandsamerikaner über die morgige wahl diskutiert. und das besondere daran: sie haben DISKUTIERT. da durften sogar einzelne teilnehmer aussprechen bevor sich der nächste zu wort meldete. ist nicht so, dass wir nicht noch hie und da von den amerikanern lernen könnten *g*.