| ein abend ohne vorband |
04. Dezember 09
jetzt kann es ja durchaus manchmal vorkommen, dass sich ein konzert mit zwei vorgruppen und einem mainact über die dauer von vier stunden so entwickelt, dass du am ende nicht mehr sicher bist, wer hier eigentlich wer war.
und ich sag dir, ich war fix dabei. alles begann wie immer damit, dass eine band die bühne betrat. und weil es eine vorgruppe war setzte ich meine erwartungen nicht zu hoch an: the merry poppins (A) lassen sich aber nicht bitten und grooven gleich ordentlich los. die band kann mit einem zwillingsbruder von danny de vito am saxofon aufwarten, der seine noten immer am balkon des rockhouses zu suchen scheint, weil seine blicke immer nach oben wandern. die eigenkompositionen bedienen sich zahlreicher stilmittel, die homepage definition "50 jahre cabaret band, die zu viel reggae gehört hat" erklärt das phänomen merry poppins nur unzureichend. balkan-elemente, jazz, weltmusik sind ebenso zu hören. die stimme von sänger david lageder wird mit zunehmender dauer des konzerts immer faszinierender.
was dann aber nicht so oft vorkommt - nicht einmal im rockhouse - tritt bei the great bertholinis ein: nach danny de vito glaube ich diesmal einen arbeitskollegen auf der bühne zu sehen. inzwischen bin ich mir sicher, dass er es nicht war, aber auch die deutschen entpuppen sich als absolute tanzband, deren stärken zu hören sind, wenn sie geführt von drei bläsern (davon mindestens zwei ungarn) einen balkan sound anwerfen. dazwischen driften sie aber leider auch zeitweise in popsound belanglosigkeit ab.
das highlight des abends kommt zum schluss - meint man. nein, es war dann eh so, keine frage. wenngleich the merry poppins einfach auch sehr fein waren. aber die komplexität von mardi gras.bb - immerhin schon 15 jahre im geschäft - hebt sie dann doch noch ab: von allem was bei the merry poppins gut war noch ein bisschen mehr. und dazu mit sänger/gitarrist jochen wenz auch den einzigen mann des abends, der das publikum auch zwischen den liedern unterhalten konnte. ein klassischer "poser", aber er füllt sein rolle perfekt aus. die bandbreite (lies: band, nicht bänd) der band (lies: bänd, nicht band) reicht vom opulenten brass band sound über lateinamerikanische rhythmen bis hin zur country musik. angereichert wird der bläserlastige grundsound von einem DJ und der mitunter durchaus auffällig dazugemischten e-gitarre. der beat kommt aus dem sousaphon und von der zwei-mann-drum-section.