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| mittelbahnsteig ade |

jetzt ist es also passiert. und dann ist es richtig schnell gegangen. seit monaten arbeiten die schweren geräte am salzburger hauptbahnhof. aber letzte woche standen am alten mittelbahnsteig noch mauerreste des mamorsaals und der angrenzenden gebäude. gestern war alles weg.

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dort wo im oberen bild der bagger steht begann einmal der mittelbahnsteig. und da wo ich als fotograf stehe, da werden heute die letzten reste dieses bahnsteigs für den zugverkehr zwischen salzburg und freilassing genutzt.

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und bis 2014 entsteht hier im untergrund die einkaufspassage des neuen bahnhofs und ein durchgang in richtung schallmoos. jetzt werden die bauarbeiten endlich spannend, wenn man sieht, dass etwas weitergeht.


| tiger lillies |

jetzt ob du es glaubst oder nicht, aber ja: es war mein erstes tiger lillies konzert. sie waren vor jahren im winterfest aufgetreten, aber ohne mich. und weil halt jeder der sie kennt immer sagte, die musst du dir anschauen, hab ich sie mir halt eingebildet. ohne richtig zu wissen, was mich erwartet. brechtian punk cabaret oder death oompah band. itunes hätte mich warnen können, weil alle lieder ihrer aktuellen CD als explicit gekennzeichnet sind. aber schön wars trotzdem.

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immer wieder nett in konzerte zu gehen, wo man nicht der älteste im saal ist. oder, wie in diesem fall, menschen zu sehen, die du sonst nie - in worten: NIE - im rockhouse sehen würdest. und dann der falsett gesang von sänger martyn jacques und das kabarett von schlagzeuger adrian huge und bassist adrian stout, einfach einmalig. mit nichts zu vergleichen. mal schnell und rabiat, dann wieder langsam und leise, aber immer - und ich meine: IMMER - ordinär, sarkastisch oder bitterböse. bloß, hinter seiner clownmaske nimmt man das jacques einfach nicht übel. er hat ja auch oft recht.

in jedem fall kann ich nach dem konzert bestätigen, dass die tiger lillies zu den musserlebnissen eines konzertlebens zählen. mind my words :)


| get well soon |

jetzt ist das nicht eine nette aufforderung? get well soon. der mann heißt gropper, konstantin gropper. er gilt als genie. er macht musik die in ihren texten oft von verlust, sterben und allerhand anderen negativen vibes erzählt, in ihren tönen aber meist positiv bleibt. jetzt, nicht happy sound, ganz und gar nicht. einfach so, dass du nicht mit magengeschwüren aus dem konzert gehst.

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das faszinierende am get well soon konzert im rockhouse: groppers musik schafft auch bei langsamen, leisen liedern einen ungeheuren spannungsbogen, der sogar beim zweiten song dieser kategorie die obligatorischen dauerschwätzer in den hinteren reihen des publikums verstimmen lässt. seine musiker sind typische multitalente, spielen gitarre und trompete beinahe gleichzeitig, in jedem fall aber in einem lied, hauen daneben noch aufs xylophon und schaffen sogar gerade töne als backgroundsänger.

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schön auch zu sehen (und vor allem hören), dass get well soon auch laut werden kann. dann meist mit zwei gitarren, der schrillen stimme von groppers schwester in hohen lagen und lauten drums. vexations, das neue, zweite album von get well soon ist absolut überzeugend und wird mit filmeinspielungen auch visuell interessant unterstützt.


| the big easy geht nüsse |

jetzt ob du es glaubst oder nicht, aber die position des quarterbacks im american football ist einmalig. in keiner mannschaftssportart ragt ein spieler so über alle heraus, wie hier. nicht die nummer 10 im fußball, außer vielleicht alle paar jahre einmal einer, nicht beim eischockey und schon gar nicht beim wasserball. also was liegt näher, als den QB der new orleans saints am tag nach der superbowl xliv (44) - drew brees - in den himmel zu heben? der mann steht für alles positive, was die stadt nach dem hurricane katrina am leben erhält: sport als ablenkung, sport als mittel solitarischer unterstützung (brees unterstützt mit einer eigenen stiftung hurricaneopfer in new orleans), sport als beweis für den amerikanischen traum, dass alles möglich ist, wenn man nur an sich glaubt und kämpft. und so konntest du gestern im stadion aufschriften wie "drew orleans" oder "breesus" lesen und wusstest sofort, was sache ist.

und wenn dann das hollywood skript auch noch ein happy end für den außenseiter vorsieht, dem in diesem jahr wohl alle football fans bis auf die paar aus indianapolis die daumen hielten, dann kannst sicher sogar du für ein paar momente doch wieder an gerechtigkeit und den großen gemeinsamen plan hinter allem glauben. ich tu das jedenfalls gerade noch :)


| f**k u anyway |

jetzt manchmal dauert es ein bisschen länger, aber das heißt dann nicht sofort, dass das konzert schlecht gewesen wäre.

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ganz im gegenteil: diese hier am letzten mittwoch fing sogar mit der für mich bislang einmaligen tatsache an, bei den ersten vier songs vier verschiedene leadsänger erleben zu dürfen. was die sängerische quantitätsdichte angeht, kann archive nicht so schnell jemand was vormachen, vielleicht abgesehen von gotthilf fischer mit seinen chören.

Archive2 

vier verschiedene sänger sorgen in diesem fall auch zumindest für drei verschiedene stilrichtungen. frauenstimme maria q darf meist die ruhigeren balladen singen, während mc rosko john mit seinen rapgeschichten den spagat zum trip-hop spannt. bleiben pollard berrier und dave pen, die immer dann singen, wenn es rockig, egal ob indie oder progressive, wird.

Archive3 

sie können laut werden, lang - wie in der einleitung zum titelsong der aktuellen CD "controlling crowds", "gscherd" wie in "f**k u", sie spannen einen einheitlichen synti-klangteppich rund um das ganze konzert, aber sie werden in mehr als zwei stunden nie eintönig. und dann haben sie ja immer noch "bullets" im talon.


| rainer "ich war einmal ein superstar" schönfelder |

jetzt muss man ihn ja eigentlich bewundern, allein für die tatsache, dass er immer noch schlagzeilen macht. ich meine, er war ja schon schräg - du erinnerst dich an den rockstar - als er noch erfolg hatte, aber für einen der sein letztes rennen vor sechs jahren gewonnen hat und abseits von kombinationen und superkombinationen letztmals im oktober 2005 auf dem podium eines weltcup-skirennes stand, wird diesem mann eindeutig zu viel bedeutung zugemessen: jetzt lesen wir beim ORF auch noch über rainer schönfelders neues mobilehome, einen 520 PS starken LKW. wie spannend. seit jahren hören wir, dass er nächsten winter zurückkommen wird, nur sein körper liest das leider nirgends und spielt also nicht mit (woher soll ers auch wissen).

sollten wir uns nicht auf sportler konzentrieren, die mit leistung auf sich aufmerksam machen?