| babel und andere hörenswerte dinge |

jetzt ist es doch immer dasselbe. eine band formiert sich, macht eine platte und landet damit einen überraschungserfolg. so geschehen 2009, als mumford & sons den folk in die charts zurückbrachten. und dann? ja dann muss die band ein zweites album abliefern. die fans erwarten die gleichen hits und die kritiker wollen sehen, ob da noch mehr kommt. gelingt nicht immer. bin versucht zu sagen: gelingt nicht oft. aber eines ist sicher: marcus mumford und seinen söhnen (die nicht seine söhne sind) gelingt es auf babel vorzüglich. sie klingen als wären sie nie fortgewesen (also so, dass die fans sie sofort wiedererkennen) und schaffen es doch auch auf den ersten blick die meisten kritiker zu überzeugen.

apropos kritiker überzeugen. einer der kritiker immer hinter sich weiß, die dann gerne von seinem unvergleichlichen talent für komposition sprechen, ist konstantin gropper. niemand schafft es wie er traurige lieder mit einem derartigen lächeln vorzutragen. und ich meine nicht nur das lächeln in seinem gesicht, sondern vor allem jenes hinter den noten. get well soon's the scarlet beast o'seven heads erweitert in seinem fall nur den zähler genialer platten schon auf drei. schwer zu beschreiben, wo get well soon wirklich angesiedelt sind, sie klingen in jedem fall opulent und liefern wunderschöne klangstrukturen ab. nicht zum nebenbei hören, aber sehr belohnend wenn mit aufmerksamkeit verfolgt.

und dann waren da noch die jungs von madsen. im frühjahr 2010 schrieb ich noch voller begeisterung davon, dass madsen nun erwachsen werden. schade nur, dass dies auch schon das problem an der sache war, denn offensichtlich fehlten der letzten CD die jugendlichen käufer. da hilft es nichts, wenn Ü40 sie total hip finden. also rewind oder besser fast rewind zu wo es beginnt und jeder menge lauter gitarren und schreiender stimmen. wird sicher auf den festivals dieses sommers bereits gut gekommen sein, wenn genug leute vor der bühne standen, um das stadion rocken zu lassen. doch auch wenn du glaubst, dass ich zu alt dafür bin und auch wenn die platte durchaus nette lieder enthält, für mich ist diese CD ein schritt zurück - beinahe ein zeichen von madsenscher midlife-crises.

jetzt könnte ich dir noch über amanda palmer oder archive berichten, aber damit warte ich noch, bis muse mir einen grund dazu geben, wieder über DREI veröffentlichungen zu schreiben ;).


| battle born |

jetzt mag es ja schon wieder jahre her sein, seit ich the killers am frequency (damals noch am salzburgring) gesehen habe, aber schon damals war klar: diese band rockt große arenen. mag ja auch nicht weiter verwundern, wenn sie zu beginn ihrer karriere mit größen wie U2 als vorband durch die lande zogen. wer mit seinem debutalbum hot fuss, das zu den besten alben der nuller jahre des neuen jahrtausends gezählt werden muss, acht von elf songs in eine liste der lieder bringt, die jeder schon einmal irgendwo gehört hat, auch wenn er den namen nicht kennt, mit den drei ersten alben jeweils den topspot der britischen LP charts erreicht, der kann so vieles nicht falsch gemacht haben.

und genau das machen sie auch vier jahre nach ihrem letzten album jetzt bei battle born nicht. the killers haben nicht weniger als fünf produzenten ins studio geholt (unter ihnen daniel lanois und steve lillywhite), mit runaways eine single ausgewählt, die den hörer sofort ins boot holt, weil sie klingt, wie wenn sie immer schon dagewesen wäre und wieder jede menge lieder geschaffen, die sofort ins ohr gehen und eine angenehm wohlige stimmung hinterlassen. das einzige problem: ein killers konzert läuft inzwischen immer gefahr, seine zuhörer zu enttäuschen, weil irgendeiner der gassenhauer sicher nicht auf der setlist steht. das mag dann zwar jammern auf hohem niveau sein, wenn sich alle nach 90 minuten best of hymnen in den armen liegen, aber schade ist es schon irgendwie auch.


| this machine |

jetzt stell dir vor, die dandy warhols bringen eine neue CD heraus und nicht allen gefällt sie. die einen jammern ob mangelnder zusammenhänge, stellen sich aber im nächsten absatz total ins abseits, indem sie die grenzgeniale odditorium or warlords of mars (2005) schlicht als "woeful" bezeichnen, die anderen raunen hinter mir im haus "das ist aber nervige musik".

Thismachine

dabei ist doch gerade das tolle an dieser band, dass sie sich nicht einmal durch einen von vodafone verursachten charterfolg (bohemian like you) davon abbringen ließen, IHR ding durchzuziehen und mit jedem neuen album wieder neu zu experimentieren (und ja, auch manchmal nervig zu klingen - faserschmeichler laufen eh auf ö3 genug herum).

und auch wenn auf this machine wieder so manch neuer sound zum dandy repertoire hinzukommt, so findet sich doch auch viel vertrautes auf der platte. neu ist unter anderem, dass courtney taylor-taylors hauchende stimme bei 16 tons plötzlich zum johnny cash bass wird. vertraut ist, wenn die dandy warhols wie bei rest your head und i am free zweimal pro CD poppig, oder die gitarren dann wieder verzerrt und der sound psychedelisch klingen.

für den dandy warhols fan ist this machine mit sicherheit eine bereicherung der bereits sehr umfangreichen plattensammlung. für einsteiger wären die kommerziellen "gassenhauer" welcome to the monkey house oder thirteen tales from urban bohemia als verständnisgrundlage zu empfehlen.


| der blues kommt aus afrika |

jetzt ob du es glaubst oder nicht, aber der blues kommt aus afrika. wie anders wäre das hier zu erklären:

ali farka toure hatte den blues - und er war tief verwurzelt in der westafrikanischen tradition seines heimatlandes mali. es war diese kombination, die seine musik so unverwechselbar machte. wann immer du dich für afrikanische musik interessieren solltest, pass mir ja auf, dass du ali nicht übersiehst.


| wrecking ball |

jetzt selbst wenn dir bruce springsteens musik nicht viel gibt, alleine die in worte gefassten erinnerungen an seinen freund und saxofonisten clarence clemons, der im juni 2011 verstarb, sind den kauf von springsteens neuem album "wrecking ball" wert. du magst zwar auch diese geschichte nebensächlich finden, wenn dir springsteen sonst nicht viel sagt, aber glaub mir, sie bewegt.

und wenn du so wie ich mit springsteen groß geworden bist, dann wirst du nebenbei noch mit einem der besten studioalben seiner karriere belohnt. aber gut, wer mit 14 seiner 17 alben über einen zeitraum von bald 40 jahren in den top 5 der charts landet, kann wohl selten viel falsch gemacht haben. the boss hat es sich zur aufgabe gemacht, immer den nerv der zeit zu treffen. ganz besonders gelungen ist ihm dies bei "the rising", das nach den anschlägen von 9/11 entstand und eben bei "wrecking ball", das zur platte der occupy bewegung werden könnte.

die texte kreisen rund um das thema "verruchte banker" vs "arme arbeiter", "kleiner mann" gegen "großen abzocker", bleiben aber nie pessimistisch. der sound ist vielschichtig, mal leise und solo wie auf "nebraska" perfektioniert, mal typisch e-street-band (wenn auch großteils ohne e-street-band) und dann mit überraschenden ausflügen in gospel, country oder irish folk. zweimal glaubst du beinahe shane macgowan von den pogues zu hören, insbesondere im schlusslied "american land". das saxofon ist mit clarence ins grab gegangen, an seiner stelle müssen trompeten und andere bläser dröhnen.

und doch: ganz müssen wir noch nicht auf den big man verzichten: auf "land of hope and glory" -  entstanden 2000, live schon lange mit dabei und jetzt endlich auf CD - und auf dem titelsong "wrecking ball" ist clarence clemons noch einmal mit seinem typisch treibenden sax-sound zu hören.


| der boss ist böse |

jetzt ob du es glaubst oder nicht, aber mein internationaler all-time-favourite musikkritiker - der mann, der in seiner jugend U2 mit seiner rockband überflügeln wollte und am ende doch nur eine biografie unter dem namen "killing bono" schreiben konnte - neil mccormick also hat das glück gehabt, die neue bruce springsteen CD "wrecking ball" zwei wochen vorab zu hören. und er verspricht einen zornigen boss, dem das amerika der letzten jahrzehnte in die falsche richtung geht.

unter neils artikel streiten sich die kommentatoren, ob es denn nun fair sei, wenn sich ein multimillionär zum helden der blue-collar-worker empor hebt oder die geldgier der wall-street-banker anprangert. ich sage "ja", weil sein tuts nämlich so: der boss hat seine marie hart und ehrlich verdient - ich muss es wissen, denn ich hab schon eines seiner berüchtigten drei stunden konzerte miterleben dürfen. und am hart und ehrlich verdienen ist ja nichts auszusetzen.

und wer sich auch auf seinem 17. studioalbum noch zornig empören kann, dem muss man einfach glauben, dass ihm die einfachen menschen nicht egal sind.


| im club |

jetzt wie lange können eigentlich dreieinhalb stunden sein? ich glaube, heute muss ich mal ausprobieren, ob downloads neuer cds wirklich um mitternacht verfügbar werden. hab dir kettcars neues werk "zwischen den runden" schon vor einem monat angekündigt.

inzwischen ist klar, hier kommt etwas besonderes. es ist zwar meistens verdächtig, wenn alle kritiker voll des überschwangs sind, aber nach allem was ich kenne (und das ist ja schon einmal ein drittel der CD), wird auch das vierte kettcar studioalbum einen sonderplatz in meiner musiksammlung einnehmen.

verdammt. noch immer 3:20 ...


| rettung |

jetzt muss ich ja schon sagen, dass es voll schade war, bei kettcar kurz vor weihnachten ihre neue CD auf den schreibtischen liegen zu sehen - fertig quasi - aber halt noch nicht im handel, weil sie dort erst im februar hinkommt. dabei wär die total gut als weihnachtsgeschenk durchgegangen. aber jetzt ist zumindest einmal ein vorbote zu "zwischen den runden" erschienen, die "rettung". und ja, sie ist nahe! (die rettung)

hört sich schon verdammt nach kettcar an. und ist noch nicht einmal die neue single. also wenn das die vorfreude und die neugier nicht noch größer macht ...


| bring mich nach hause |

jetzt ist es grad einmal ein paar monate her, da ließ ich madsen wissen, dass sie erwachsen werden. und nun muss ich das gefühl bei wir sind helden teilen. du könntest mir das nun natürlich auch so auslegen: claus, du wirst alt.

Helden20100905

mit bring mich nach hause, dem vierten studioalbum, lassen die ehemaligen vorreiter der neuen neuen deutschen welle den elektropop des überraschenden erstlingswerks die reklamation endgültig hinter sich. gitarre, klavier und eine ganze reihe neuer und sporadisch eingesetzter instrumente schaffen einen ernsthafteren klang, die texte - in denen sich judith holofernes' bekannte wortspielereien seltener finden als in früheren werken - sind erwachsener, dunkler, ohne jedoch ins melancholische abzugleiten. während das flippig lustige der ersten beiden alben in den hintergrund tritt, gewinnt bring mich nach hause vor allem durch die abwechslungsreiche instrumentierung und zahlreiche überraschungsmomente.

das album beginnt mit einer noch wenig überraschenden vorabsingle alles, doch bereits bei was uns beiden gehört wird man erstmals an ganz etwas anderes erinnert. in dem fall: yann tiersens wunderbaren amelie soundtrack. 23:55. alles auf anfang (mit akkordion wie aus paul simons graceland cd) und im auge des sturms (ein gitarrenlastiges stück, das auch von the dandy warhols stammen könnte) sind weitere beispiele für offensichtliche oder doch unabsichtliche zitate.

schon früher waren die helden neben allem esprit auch für ihre langsamen nummern bekannt und das neue album enthält nicht zu wenige davon. der klavierlastige titeltrack, das soloklavier bei meine freundin war im koma oder das von der akkustischen gitarre getragene schlusslied nichts, was wir tun könnten überzeugen auch ohne tempo oder lärm. manchmal, aber nur manchmal wie bei kreise oder dramatiker, klingen die helden noch wie vor sieben jahren. und machen doch auch als neue helden immensen spaß, selbst wenn sie zum nachdenken anregen, wie in die ballade von wolfgang und brigitte, das an judiths kindheit in einer WG erinnert.

jetzt also, das reifste wir sind helden album aller zeiten, ruhiger als früher und doch niemals langweilig, spannend vom ersten bis zum letzten lied. absolute kaufempfehlung.


| madsen werden erwachsen |

jetzt ist es ja gerade einmal fünf jahre her, dass madsen ihr debutalbum auf den markt brachten und mit unbeschwertem deutschsprachigen gitarrenrock, der manchmal liebliche liebeslieder und dann wieder brachialrock hervorbrachte, in den schienen der sportfreunde stiller die sommerfestivals begeisterten. jung und unbekümmert - jetzt nicht so jung wie tokio hotel :) - wusste man mit melodien und texten zu überzeugen. das ging ein zweites mal sehr gut, da schrieb man sogar geschichte, beim dritten mal wurden die ersten stimmen laut, die von "wiederholung" sprachen.

Madsen20100502

und dann kam labyrinth. und mit ihm eine bandbreite an neuen klängen, ohne dabei den madsen-klang zu verlieren. das freche, schreiende organ ist noch immer da, der brachialrock wird wieder in blockade gehuldigt aber es klingt alles erwachsener, ausgeklügelter. madsen empfangen dich mit dem titelsong labyrinth und du wirkst irritiert: klingt das jetzt absichtlich wie bohemian rhapsody, oder wollen sie uns für blöd verkaufen. das interview klärt auf: es soll eine hymne auf queen sein, dann ist ja alles gut.

zwischen den zeiten ist der eine perfekte lovesong, der auf jeder madsen CD zu finden ist, mit dem moped nach madrid eine dieser unsinnigen ideen, die es wert wären auszuprobieren, das duett obenunten kann man wohl erst nahe dreißig schreiben und bei sieger tauchen plötzlich dudelsäcke auf. eine abwechslungsreiche mischung feiner deutschrock-perlen, die dich wundern lassen, warum madsen nicht längst auf einer stufe mit den sportfreunden stiller stehen - aber vielleicht ist das bei uns ja auch nur mit den geografischen gegebenheiten zu begründen, dass die sporties aus bayern kommen und madsen eben aus dem norden deutschlands. hörenswert sind sie allemal und den sportfreunden seit labyrinth mindestens einen schritt voraus.


| bauchklang |

jetzt ob du es glaubst oder nicht, aber es gibt für mich keine andere band, die so sehr eines live-auftritts bedarf wie bauchklang. diese band kann erst auf der bühne ihre ganze faszination entfalten. und das mag durchaus gerade darin begründet sein, dass sie nur mit ihren stimmen arbeiten.

Bauchklang20100430_001

das klingt mitunter auf der CD nicht so durch, aber im rockhouse - und für mich schon zum dritten mal - konntest du wieder feststellen, welche kraft in dieser art von musik liegt und welche energie die fünf sänger/beatboxer auf die bühne bringen. selbst, wenn die art der musik die bauchklang macht nicht eben mein hauptbetätigungsfeld ist, so bleibt doch am ende des abends nichts anderes als bewunderung und staunen über das konzert.

 Bauchklang20100430_002


| port o'brien |

jetzt einmal ganz ehrlich, ich hab lange überlegt, ob ich das schreiben soll. wenn das wichtigste was du von einem konzert mitnimmst der vergleich des drummers mit einem alten bekannten aus der muppet's show ist, dann schaut es ja aus, wie wenn nicht viel vom konzert hängengeblieben wäre. trotzdem: zuerst das video, damit du verstehst was ich meine: the animal vs buddy rich.

und dann die beschreibung, was dahintersteckt: der drummer von port o'brien ging beim konzert ungefähr halbwegs genauso ab, wie the animal bei den muppets. der rest der band war zwar um eine dame reduziert, die die europareise nicht mitmachen konnte, trotzdem aber sehr spielfreudig und immer für einen slapstick gut: ein bassist, der mit schäumendem bier in der flasche noch nicht ganz so viel erfahrung gemacht hat und ein leadsänger der sich wohl noch nie im spiegel beim singen zugeschaut hat. sonst würde er nicht so komische grimassen schneiden. wie auch immer, der unterhaltungswert der angebotenen indiekost war im oberen drittel, die show gut, der abwechslungsreichtum der dargebotenen songs hoch. 

nur vielleicht sollte ihnen bei gelegenheit einmal jemand sagen, dass sie gestern nicht wie auf ihrer homepage zu sehen in salzberg gespielt haben :) bilder vom konzert auf facebook.


| enno bunger |

die überraschung des abends: da willst du eigentlich in ein konzert der hidden cameras in der arge nonntal gehen, glaubst fix das spannendste an diesem abend würde die tatsache meines ersten besuchs in der arge sein und dann spielt eine band als vorgruppe, deren sänger am keyboard hängt wie weiland christ martin, deren klang dich auch noch an coldplay mit deutschen texten erinnert und deren intensität vom klang der tasten und der rhythmusinstrumente bass und schlagzeug getragen wird. enno bunger stammt aus derselben gegend wie otto waalkes, ist auch blond, aber damit enden die gemeinsamkeiten. vielleicht wird er einmal so berühmt wie otto und dann will ich wieder vor der bühne stehen.


| f**k u anyway |

jetzt manchmal dauert es ein bisschen länger, aber das heißt dann nicht sofort, dass das konzert schlecht gewesen wäre.

Archive1 

ganz im gegenteil: diese hier am letzten mittwoch fing sogar mit der für mich bislang einmaligen tatsache an, bei den ersten vier songs vier verschiedene leadsänger erleben zu dürfen. was die sängerische quantitätsdichte angeht, kann archive nicht so schnell jemand was vormachen, vielleicht abgesehen von gotthilf fischer mit seinen chören.

Archive2 

vier verschiedene sänger sorgen in diesem fall auch zumindest für drei verschiedene stilrichtungen. frauenstimme maria q darf meist die ruhigeren balladen singen, während mc rosko john mit seinen rapgeschichten den spagat zum trip-hop spannt. bleiben pollard berrier und dave pen, die immer dann singen, wenn es rockig, egal ob indie oder progressive, wird.

Archive3 

sie können laut werden, lang - wie in der einleitung zum titelsong der aktuellen CD "controlling crowds", "gscherd" wie in "f**k u", sie spannen einen einheitlichen synti-klangteppich rund um das ganze konzert, aber sie werden in mehr als zwei stunden nie eintönig. und dann haben sie ja immer noch "bullets" im talon.


| westwind10 |

jetzt, ob du es glaubst oder nicht, aber oeticket kündigt das westwind10 für den 9. juli 2010 am residenzplatz an. der veranstalter selbst hat zumindest die domain reserviert, auch wenn der inhalt der website noch immer von 2009 ist. der termin am schulschluss sollte zumindest mehr besucher garantieren als die gefühlten 500 bei der ersten auflage im september.

| kettcar und streicher |

jetzt sind kettcar ja nicht eben eine leise band. leise töne ja, aber für leise band gitarren viel zu laut. auf jeden fall live, da rocken sie ordentlich ab.

aber heute ist ihre neue live-cd "fliegende bauten", benannt nach dem aufführungsort in hamburg, erschienen und da streiche(l)rn sie sich durchs programm. ein bisschen unplugged quasi. ihre lieder eignen sich perfekt dazu.


| ein abend ohne vorband |

jetzt kann es ja durchaus manchmal vorkommen, dass sich ein konzert mit zwei vorgruppen und einem mainact über die dauer von vier stunden so entwickelt, dass du am ende nicht mehr sicher bist, wer hier eigentlich wer war.

Merry

und ich sag dir, ich war fix dabei. alles begann wie immer damit, dass eine band die bühne betrat. und weil es eine vorgruppe war setzte ich meine erwartungen nicht zu hoch an: the merry poppins (A) lassen sich aber nicht bitten und grooven gleich ordentlich los. die band kann mit einem zwillingsbruder von danny de vito am saxofon aufwarten, der seine noten immer am balkon des rockhouses zu suchen scheint, weil seine blicke immer nach oben wandern. die eigenkompositionen bedienen sich zahlreicher stilmittel, die homepage definition "50 jahre cabaret band, die zu viel reggae gehört hat" erklärt das phänomen merry poppins nur unzureichend. balkan-elemente, jazz, weltmusik sind ebenso zu hören. die stimme von sänger david lageder wird mit zunehmender dauer des konzerts immer faszinierender.

Bertolinis

was dann aber nicht so oft vorkommt - nicht einmal im rockhouse - tritt bei the great bertholinis ein: nach danny de vito glaube ich diesmal einen arbeitskollegen auf der bühne zu sehen. inzwischen bin ich mir sicher, dass er es nicht war, aber auch die deutschen entpuppen sich als absolute tanzband, deren stärken zu hören sind, wenn sie geführt von drei bläsern (davon mindestens zwei ungarn) einen balkan sound anwerfen. dazwischen driften sie aber leider auch zeitweise in popsound belanglosigkeit ab.

Mardigrasbb

das highlight des abends kommt zum schluss - meint man. nein, es war dann eh so, keine frage. wenngleich the merry poppins einfach auch sehr fein waren. aber die komplexität von mardi gras.bb - immerhin schon 15 jahre im geschäft - hebt sie dann doch noch ab: von allem was bei the merry poppins gut war noch ein bisschen mehr. und dazu mit sänger/gitarrist jochen wenz auch den einzigen mann des abends, der das publikum auch zwischen den liedern unterhalten konnte. ein klassischer "poser", aber er füllt sein rolle perfekt aus. die bandbreite (lies: band, nicht bänd) der band (lies: bänd, nicht band) reicht vom opulenten brass band sound über lateinamerikanische rhythmen bis hin zur country musik. angereichert wird der bläserlastige grundsound von einem DJ und der mitunter durchaus auffällig dazugemischten e-gitarre. der beat kommt aus dem sousaphon und von der zwei-mann-drum-section.


| hurricane auf arte |

nein, das ist jetzt keine wetterwarnung für einen von subventionen abhängigen kultursender. das hurricane ist das schwesterfestival meines southsides. und arte sendet heute zur besten sendezeit (also quasi morgen) 90 minuten zusammenfassung vom juni 2009. die bands waren dieselben wie am southside, also kann ich nur empfehlen: 2325 uhr arte einschalten. oder 5-671-596 programmieren.

| arctic kaizers |

jetzt ist es ja nichts ungewöhnliches, dass manche band manchmal wie mach andere band klingt. und also braucht es dich auch nicht zu überraschen, wenn die arctic monkeys auf ihrer neuen CD humbug manchmal ein wenig nach dem guten alten kaizers orchestra aus norwegen klingen, nur eben mit englischen texten. vielleicht wirst du jetzt sagen: wie wer? oder gar sagen: wer klingt wie wer? aber egal.

und dann hörst du die neue muse cd the resistance bis nummer vier und glaubst plötzlich freddy mercury ist widerauferstanden. auch nett, irgendwie, weil das zitat so offensichtlich ist, dass es schon wieder lustig ist. bohemian rhapsody lässt grüßen.

am ende aber einfach nur der hinweis: muse wie auch arctic monkeys sind absolut hörenswert.


| no line on the horizon |


infinity is a great place to start

jetzt muss ich zuerst einmal etwas klarstellen: nein, sie erfinden sich nicht neu. U2 sind auch in ihrem neuen album noch immer U2 - und das ist ja auch gut so. zugegeben, es gibt neue ansätze, aber mindestens genauso oft hörst zu zitate aus der nicht gerade schlechten vergangenheit der band. egal, ob es edges gitarre ist, die genauso schon mal woanders gespielt wurde, oder bonos gesang, oder ob die vorab-single get on your boots an ehemalige vorab-singles aus längst vergangenen tagen erinnert.

was U2 allerdings sehr wohl beherrschen ist elf neue songs zu schreiben, die wieder lust machen in einem durch gehört zu werden. da ist es dann unwesentlich, ob NLOTH nun vielleicht gar besser ist als joshua tree, oder was immer du gerade als die beste U2 platte aller zeiten ansiehst. das ist wie äpfel mit birnen zu vergleichen, oder besser vielleicht das gestern mit dem heute. dazu fehlt einfach der abstand, wenn die CD erst heute erschienen ist.

NLOTH ist eine CD mit vielen verschiedenen klängen, manchmal rauh, dann wieder verletzlich. ganz laut und dann wieder ganz leise, voller sound und dann wieder nur gitarre und bonos stimme, und also niemals eintönig, immer spannend und garantiert ein platte die mit jedem mal hören wächst.